Das Säure-Basen-Gleichgewicht
Unsere Vorfahren bevorzugten eine mehr oder weniger ausgewogene Mischkost, welche trotz großer Mengen an tierischem Eiweiß, durch einen Überschuss an basenbildenden Stoffen (Gemüse, Obst etc.) charakterisiert war. Im Gegensatz dazu ist die heutige Ernährung, zumindest was die modernen westlichen Industrienationen betrifft, durch eine große Menge an säurebildenden Nährstoffen (v.a. Fleisch, Weißmehlprodukte) geprägt.Säure-Basen-Haushalt - was ist das eigentlich?
Ein gesunder Organismus kann diese Unterschiede im pH-Wert ohne jegliche Probleme wieder ausgleichen. Im Normalfall geschieht dies durch die sogenannten „Puffer“ des Blutes (sie gleichen aus, z. B. Mineralstoff Phosphor) und die Ausscheidung über Nieren sowie Lunge. Nur bei Stoffwechseldefekten wie beispielsweise Diabetes, Nierenerkrankungen kann es zu medizinisch bedenklichen bzw. sogar bedrohlichen Störungen kommen.
Störungen im Säure-Basen-Haushalt
Heute mehren sich die Hinweise darauf, dass eine dauerhafte Störung des Säure-Basen-Haushaltes verschiedene - insbesondere chronische Krankheiten - mitverursachen kann (Rheumatismus, Diabetes mellitus, Herzrhythmusstörungen, Erkrankungen der Niere).
- Diabetes mellitus
- Heilfasten und Diäten
- Stress, übermäßiger Alkoholkonsum, Rauchen
- schwere Leberschäden sowie
- Störungen der Nieren- und Lungenfunktion
- Bedingt durch die Freisetzung von Mineralstoffen (Puffersubstanzen) aus dem Knochen, kann die Entstehung von Osteoporose begünstigt sein (aufgrund der fehlenden Mineralstoffe im Knochen wird dieser brüchig).
- Das Bindegewebe kann bei einer Übersäuerung in Mitleidenschaft gezogen werden (Durchblutungsstörungen, Elastizitätsverlust (Cellulitis), Verschleiß des Knorpelgewebes und damit verbunden Schmerzen in den Gelenken).
- In der Muskulatur kann es, bedingt durch die Säureeinlagerung, zu einer Strukturstarre (Muskelverhärtungen oder Weichteilrheumatismus verbunden mit Schmerzen sowie Bewegungseinschränkungen) und zur verminderten Durchblutung des Muskels kommen.
- Unspezifische Krankheitsbilder: Allergien, Mundgeruch, Schwindelgefühl, belegte Zunge, unreine Haut, Candida-Befall (Pilzerkrankung), Augenringe, Verstopfung.
- Müdigkeit, Antriebsschwäche
- Muskelkrämpfe und Gelenksbeschwerden
- Erhöhte Stressempfindlichkeit
- Erhöhte Infektanfälligkeit
- Appetitlosigkeit und Sodbrennen
- Rissige Haut, sprödes Haar, brüchige Nägel,....
- Eine generalisiserte Übersäuerung des Gesamtorganismus ist nur durch aufwändige und kostenintensive Untersuchungen (Magnet Resonanz Spektroskopie, Mikrodialyse-Techniken) feststellbar.
- Die einmalige Messung des Urin-pH-Wertes mittels Teststreifen ist nicht zielführend, da der pH-Wert des Harns tageszeitlichen Schwankungen unterliegt. Aussagekräftiger wäre die Messung im 24 h-Harn.
Über die Bedeutung der Ernährung im Zusammenhang mit der latenten Übersäuerung des Organismus wird kontrovers diskutiert. Fakt ist, dass Nahrungsmittel bei gesunden Menschen, im Gegensatz zu Personen mit Stoffwechselstörungen, keinen negativen Einfluss auf den Säure-Basen-Haushalt haben. Dennoch sollten sich auch Stoffwechselgesunde ausgewogen und vor allem "basisch" ernähren (siehe Tabelle) um der Entstehung einer Stoffwechselerkrankung vorzubeugen.
Wie Lebensmittel auf das Säure-Basen-Gleichgewicht wirken ist nicht abhängig von deren pH-Wert (1 bis unter 7 = sauer; über 7 bis 14 = basisch; 7 ist neutral, z. B. Wasser) sondern vom Nettoeffekt, d.h. was nach der Verdauung/Verarbeitung im Körper übrigbleibt (z. B. sind Zitronen sauer, aber im Organismus basisch). Fette und Öle verhalten sich neutral.
Tabelle: Säure- und Basenbildner
Überwiegend "Säurebildend" (Vor allem schwefelhältige Aminosäuren aus den eiweißreichen Lebensmitteln sowie phosphatreiche Nahrungsmittel) |
Überwiegend "Basenbildend" (Im Wesentlichen Lebensmittel, die reich an Mineralstoffen und Spurenelementen sind) |
* Fleisch, Wurstwaren (enthalten sehr oft Phosphate als Bindemittel) | * Alle frischen Gemüsesorten (Ausnahme: Spinat) |
* Fisch | * Obst |
* Weißmehlprodukte (auch Teigwaren) | * Hülsenfrüchte (Bohnen, Erbsen) |
* Walnüsse, Erdnüsse, Haselnüsse | * Voll- oder Magermilch |
* Manche Käsesorten (z. B. Gouda) | * Milchprodukte (Joghurt, Buttermilch, Molke) |
TIPPS der Ernährungswissenschaftlerin:
- Bereichern Sie Ihren Speiseplan mit einem hohen Getreide-, Kartoffel-, Gemüse- und Obstanteil. Diese Lebensmittel enthalten viele lebensnotwendige Nährstoffe (Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente) und zudem Ballaststoffe, welche u. a. die Verdauung fördern.
- Proteinreiche Lebensmittel wie beispielsweise Fleisch und Wurstwaren in Maßen essen (je max. 2 x pro Woche). Meeresfisch sollte mindestens 1x pro Woche verzehrt werden.
- Genießen Sie täglich ein Milchprodukt (z. B. ein fettarmes Joghurt, Hartkäse mit max. 35% F.i.T.) oder 1 Glas Voll- bzw. Magermilch. Dadurch führen Sie dem Körper u. a. Vitamin D und Calcium zu, welche für den Knochenaufbau notwendig sind.
Exkurs:
Der Säure-Basen-Haushalt stellt sozusagen die Grundlage für die Hay´sche Trennkost dar. Bei dieser Kostform kommt es vor allem auf das richtige Verhältnis von Säurebildnern (20 - 25 %) zu Basenbildnern (75 - 80 %) in der Nahrung an. Zur Trennkost ist anzumerken:
- Die Hay`sche Lehre geht davon aus, dass es nicht möglich sei, Eiweiß und Kohlenhydrate gleichzeitig zu verdauen. Aus diesem Grund sollten Kohlenhydrate und Eiweißegetrennt aufgenommen werden. Wenn man sich jedoch die Zusammensetzung unserer Nahrungsmittel ansieht, so wird deutlich, dass häufig Eiweiß und Kohlenhydrate gemeinsam enthalten sind (z. B. 100 g Weißbrot: ca. 8,5 g Eiweiß und 51 g Kohlenhydrate oder 100 g Teigwaren: ca. 13 g Eiweiß und 73 g Kohlenhydrate).
- Dr. Hay`s Lehre vermittelt gleichzeitig den Eindruck, dass durch dieses Trennprinzip bestimmte Erkrankungen (Diabetes, Nieren- oder Fettstoffwechselstörungen etc.) maßgeblich beeinflusst oder sogar geheilt werden könnten. Die Ursache der häufig verbesserten Stoffwechsellage liegt aber nicht am Trennprinzip, sondern an der höheren Aufnahme pflanzlicher Lebensmittel.
a) unser Körper sehr wohl dazu in der Lage ist Kohlenhydrate und Eiweiße parallel zu verdauen (unterschiedliche Enzymsysteme)
b) der positive Effekt dieser Kostform im bewussteren Umgang mit der Ernährung und der Lebensmittelauswahl zu sehen ist und
c) bei konsequenter Befolgung der klassischen Trennkost auf Dauer eine vollwertige Ernährung nur mit Einschränkungen möglich ist (zu geringer Anteil an Getreide und Hülsenfrüchten).
Unser Rezept für Sie zum Nachkochen „Vegetarische Baguette (ausgleichend)“
Saure und basische (siehe Tabelle) Zutaten für 4 Personen:
6 Stück Minibaguette
5 Tomaten
½ Gurke
1 kleine Dose Mais
1 Paprika in beliebiger Farbe
100 g Edamer (30 % F. i. T.)
Zubereitung:
Das Backrohr auf 200°C vorheizen.
Tomaten und Gurken in Scheiben schneiden, den Paprika würfeln, den Mais waschen und abtropfen lassen.
Den Käse grob reiben (gibt es auch schon fertig zu kaufen).
Baguette halbieren (Schnittfläche nach oben) und nach Belieben mit Gemüse belegen - dann mit Käse bestreuen - und ca. 10 Minuten bei 150 - 170° C im Rohr auf mittlerer Höhe überbacken (Käse sollte schön geschmolzen sein).
GUTEN APPETIT!
Pro Portion ca.: 396,6 kcal; 15,3 g Eiweiß; 10,2 g Fett; 58,3 g Kohlenhydrate
Wenn Sie sauer sind - essen Sie eine Zitrone, denn die ist basisch und macht lustig !!!