Folsäure (Folat)
Das Vitamin „Folsäure“ wird von einer Vielzahl der ÖsterreicherInnen in zu geringem Maße aufgenommen. Von der Versorgung her betrachtet gilt Folsäure somit als kritischer Nährstoff. Risikogruppen sind heranwachsende Mädchen, junge Frauen, Stillende (Abgabe des Vitamins durch die Muttermilch), Kinder (Wachstum), ältere Menschen (geringere Aufnahme) und Alkoholiker.
Folsäurebedarf
Neben folsäurereichen Lebensmitteln befinden sich zahlreiche folsäureangereicherte Produkte (Frühstücks-Cerealien, Getränke, Milcherzeugnisse, Süßwaren etc.) sowie Nahrungsergänzungsmittel auf dem Markt. Erwachsene sollten 400µgFolsäure/Tag aufnehmen, Schwangere und Stillende haben einen erhöhten Bedarf.
Tabelle: Referenzwerte für die tägliche Folsäurezufuhr
Alter
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microgramm (µg) Folat-Äquivalente* pro Tag
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Säuglinge
0 bis unter 4 Monate 4 bis unter 12 Monate |
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Kinder
1 bis unter 4 Jahre 4 bis unter 10 Jahre 10 bis unter 15 Jahre |
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Jugendliche und Erwachsene
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400
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Schwangere
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600
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Stillende
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600
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Legende: *1 µg Folat-Äquivalent = 1 µg Nahrungsfolat = 0,5 µg synthetische Folsäure
Beispiel für die Aufnahme von ca. 400µg Folsäure:
200ml Vollmilch (80µg)
250g Erdbeeren (163µg)
150g Putenbrust (65µg)
100g Feldsalat (145µg)
Folsäure-Funktionen und Folsäure-Mangel
Folsäure erfüllt zahlreiche Funktionen im menschlichen Organismus: Bildung von roten und weißen Blutkörperchen sowie von Schleimhautzellen des Darms, Abbau des Homocysteins (s.u.), Verbesserung der Gedächtnisleistung vor allem bei älteren Menschen etc.
Hinweis: Da Folsäure im Stoffwechsel eng mit den Vitaminen B6 und B12 zusammenarbeitet, ist auch auf eine ausreichende Versorgung mit diesen Vitaminen zu achten.
Bei einem Folsäuremangel kommt es zunächst zu unspezifischen Symptomen wie Reizbarkeit, Konzentrationsschwäche und depressive Verstimmung. Erste spezifische Symptome wie Wundheilungsstörungen und Blutmangel (Anämie) zeigen sich erst nach mehreren Wochen/Monaten.
Der Folsäuremangel kann weiters ein Ansteigen des Homocysteinspiegels im Blut bedingen, wodurch die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z. B. Arteriosklerose, Schlaganfall) begünstigt wird.
Beim Ungeborenen kann es zu Missbildungen (Neurahlrohrdefekt = offener Rücken; Gaumenspalte) kommen. Da diese Schädigung bereits in der Frühschwangerschaft eintritt, ist eine ausreichende Versorgung mit Folsäure bereits einige Wochen vor der Empfängnis bis zum Ende des ersten Schwangerschaftsdrittels anzuraten.
Folsäurequellen
Neben folsäurereichen Lebensmitteln (siehe Tabelle) befinden sich zahlreiche folsäureangereicherte Verzehrsprodukte (Frühstücks-Cerealien, Getränke, Milcherzeugnisse, Süßwaren etc.) sowie Arznei- und Nahrungsergänzungsmittel auf dem Markt.
Lebensmittelgruppe
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Lebensmittel
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Sonstige Anmerkung
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Milch und Milchprodukte
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Vollmilch, Hartkäse (wie Edamer, Emmentaler, Gauda), Edelpilzkäse
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Fleisch, Fleischerzeugnisse, Geflügel, Wild
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Leber
Niere |
Der Verzehr ist wegen möglicher Schadstoffbelastung einzuschränken
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Getreide und Getreideprodukte
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Keimlinge und Vollkornprodukte
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Gemüse und Salate
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Blattsalate und Blattgemüse
Fruchtgemüse: Gurke, Kürbis, Tomate Hülsenfrüchte: grüne Bohnen und Erbsen Knollengemüse: Fenchel, rote Rübe Kohlsorten |
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Früchte, Obst
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Avocado, Banane, Mango
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Schalenfrüchte, Nüsse
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Frische Erdnüsse, Haselnüsse, Kokosnüsse, süße Mandeln, Paranüsse, Pistazien, Walnüsse
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Hoher Gehalt an lebenswichtigen Fettsäuren, aber sehr kalorienreich
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Quelle: modifiziert nach: Pietrzik, K.; Prinz-Langenohl, R. (2000): Forum Ernährungsmedizin. Folsäure/Folat. Wissenschaftliche Ernährungsinformation.
Ursachen für eine Unterversorgung
- Ungenügende Zufuhr: Fehlernährung durch einseitige Lebensmittelauswahl; ungenügende Nahrungsmittelaufnahme; extreme Diäten; Lagerungs-, Verarbeitungs- und Zubereitungsverluste
- Verminderte Aufnahme aus dem Gastrointestinaltrakt (z. B. bei Zöliakie; atropischer Gastritis oder Pankreasinsuffizienz)
- Medikamenteneinahme: Sulfonamide, Antiepileptika, Antikonvulsiva, Antacida, Acetylsalicylsäure, orale Kontrazeptiva etc.
- Schwangerschaft und höheres Alter
- Alkohol: Chronischer Alkoholkonsum verringert die Enzymaktivität im Darm
- Angeborene Stoffwechselerkrankungen wie z. B. die Homocysteinurie
Um eine ausreichende Versorgung mit Folsäure zu gewährleisten, müssen entweder folsäurereiche bzw. mit Folsäure angereicherte Lebensmittel gegessen oder Nahrungsergänzungsmittel aus der Apotheke eingenommen werden.
Frauen, die schwanger werden wollen oder könnten, sollten pro Tag zusätzlich 400µg synthetische Folsäure (Supplemente) aufnehmen, um Missbildungen beim ungeborenen Kind vorzubeugen. Die Zufuhr sollte spätestens vier Wochen vor der Empfängnis erfolgen und bis zum Ende des dritten Schwangerschaftsmonats beibehalten werden.
Folsäure ist sehr empfindlich. Bei mehrtägiger Lagerung gehen bis zu 2/3 davon verloren. Auch die Verluste durch Hitzeeinwirkung, längeres Warmhalten und Auslaugen in Kochwasser sind beachtlich. Kurzes Dämpfen von saisonalem Frischgemüse, das Essen von Rohkost und geringen Mengen von Nüssen und Samen ist zu empfehlen.