Fieberblasen & Co
Unter den viralen Krankheitserregern sind beim Menschen die Herpesviren am weitesten verbreitet. Die Erstinfektion verläuft häufig so unspektakulär, dass Betroffene gar nicht merken, dass sie Virusträger sind. Zu den beim Menschen vorkommenden Herpesviren zählen: Herpes-simplex-Viren (Typ 1: Lippenherpes & Typ 2: Genitalherpes), das Varicella-Zoster-Virus (Windpocken, Gürtelrose), das Epstein-Barr-Virus (Pfeiffer´sches Drüsenfieber) und das Zytomegalie-Virus.
Herpes-simplex-Viren
Herpesviren wandern bei der Erstinfektion die Nervenfaser entlang und nisten sich am Ursprung der Nervenzelle ein. Dort verbleiben sie so lange in einem Ruhestadium, bis sie bedingt durch ein geschwächtes Immunsystem, intensive UV-Strahlung, hormonelle Ursachen (Schwangerschaft, Menstruation), Stress, Hautverletzungen etc. „geweckt“ werden. Die Viren wandern dann den Nerv entlang in den betreffenden Hautbereich zurück (u.a. Lippe, Auge, Genitalbereich). Nach dem Abheilen zieht sich das Virus wieder in die Nervenwurzel zurück – es bleibt dort lebenslang „verborgen“ und kann jederzeit wieder ausbrechen. Die Häufigkeit der Ausbrüche nimmt jedoch mit dem Alter ab.
Charakteristisch sind Schmerz verursachende kleine, nässende Bläschen auf geröteter Haut oder Schleimhaut. Beim Herpes labialis treten diese insbesondere oberhalb der Gürtellinie auf: Lippen, Mundschleimhaut, Wangen, Naseneingang, Ohrläppchen, Augen, Nagelbett etc. Herpes genitalis hingegen findet sich v. a. unterhalb der Gürtellinie: Scheide, Muttermund, Gebärmutterhals, Harnröhre, Penis, Eichel, Vorhaut, Gesäß, Darmschleimhaut.
Fieberblasen (Herpes simplex labialis)
Fieberblasen werden durch Tröpfcheninfektion oder direkten Kontakt (z. B. Küssen, Berühren der infizierten Stelle) übertragen. Die Erstinfektion erfolgt zumeist im Kindesalter. Etwa 9 von 10 Menschen sind mit diesem Herpestyp infiziert. Die Bläschen heilen bei sachgemäßer Behandlung nach etwa 7-10 Tagen wieder ab.
Herpes simplex labialis hat an und für sich keinen schweren Krankheitsverlauf. Bei bestimmten Risikogruppen (Personen, die an Neurodermitis, einer Immunschwäche wie z. B. HIV oder einer Krebserkrankung leiden, Säuglinge und Schwangere) sind jedoch Komplikationen möglich. Hornhautgeschwüre und Vernarbungen, welche die Sehfähigkeit beeinträchtigen oder gar zur Erblindung führen können, entstehen, wenn das Virus ins Auge gelangt.
Genital-Herpes (Herpes simplex genitalis)
Herpes genitalis ist eine vorwiegend sexuell übertragene Krankheit mit welcher etwa 30-50% der Bevölkerung infiziert sind. Die Übertragung erfolgt durch Tröpfchen- und Schmierinfektion auf verletzter Haut oder Schleimhaut. Die Erstinfektion findet v. a. im Jugend- und Erwachsenenalter statt. Die meist sehr schmerzhaften Herpesbläschen heilen in etwa 2-3 Wochen wieder ab.
Bei symptomlosem Herpes genitalis, sind die Viren zwar im Sekret/Schleim vorhanden, verursachen aber kaum/keine Bläschen. Beschwerdefreie Virusträger sind daher die häufigsten Herpes genitalis Überträger. Bei den Betroffenen ist eine längerandauernde antivirale Therapie angezeigt.
Beim geringsten Verdacht auf Herpes genitalis ist umgehend ein(e) Arzt/Ärztin (Gynäkologie, Urologie oder Haut- und Geschlechtskrankheiten) aufzusuchen. Bei positivem Befund muss der/die PartnerIn informiert und ebenfalls untersucht werden. Während der Erkrankung sollte auf Geschlechtsverkehr verzichtet werden (gegebenenfalls ist ein Kondom zu verwenden).
Kommt es im Zuge der Schwangerschaft zu einer Erstinfektion besteht die Gefahr der Virusübertragung über die Plazenta. Neugeborene können sich bei der infizierten Mutter während der Passage durch den Geburtskanal anstecken. Dies kann durch einen Kaiserschnitt verhindert werden. Auch nach der Geburt kann durch den engen Haut-Kontakt das Virus auf den Säugling übertragen werden und zu einer tödlich verlaufenden Herpessepsis (Blutvergiftung) oder zu einer Gehirnhautentzündung führen.
Tipps zur Behandlung
- Spezielle Salben/Gele mit Wirkstoffen, welche die Virusvermehrung hemmen, helfen vor allem dann, wenn sie schon beim ersten Spannungsgefühl, Jucken/Kribbeln regelmäßig (d.h. mind. 10x am Tag) aufgetragen werden. Tipp: Verwenden Sie zum Auftragen und Verteilen ein Wattestäbchen um eine Übertragung durch die Finger zu vermeiden.
- Zudem finden Salben mit Melissenextrakt, Heparin, Zinksulfat sowie homöopathische Tropfen oder Globuli aus der Apotheke Anwendung.
- Betupfen mit alkoholischen Lösungen oder Desinfektionsmittel kann helfen.
- Eiskalte Kompressen lindern Juckreiz, Schmerz und Schwellung.
- Bei starken Schmerzen ist die Einnahme von Schmerzmitteln zu empfehlen (fragen Sie dazu Ihre/n Arzt/Ärztin oder ApothekerIn).
- In wiederholten oder schweren Lippenherpes-Fällen kann die Einnahme von antiviralen Tabletten oder eine Infusion angezeigt sein (fragen Sie dazu Ihre(n) Arzt/Ärztin).
- Das Kratzen an den (verkrusteten) Bläschen ist unbedingt zu unterlassen, da es zusätzlich zur viralen auch zu einer bakteriellen Infektion kommen kann.
Tipps zur Vorbeugung
- Eine ausgewogene, vitaminreiche Ernährung, Bewegung an frischer Luft sowie ausreichend Schlaf stärken das Immunsystem. Stress, seelische Belastungen und übermäßige körperliche Betätigung hingegen schwächen die körperliche Abwehr.
- Immunsystemstärkende Präparate z. B. mit Zink, Selen, Vitamin C oder homöopathische Mittel erhalten Sie in Ihrer Apotheke.
- Wer zu Fieberblasen neigt, sollte die Lippen im Sommer wie im Winter unbedingt vor intensiver Sonneneinstrahlung schützen (mind. Lichtschutzfaktor 10). Entsprechende Sonnenschutzmittel erhalten Sie im Kompetenzzentrum öffentliche Apotheke.
- Küssen und Berühren der Bläschen sind tabu. (Vorsicht ist vor allem beim Kontakt mit Säuglingen, Kindern und Schwangeren geboten!).
- Betroffene sollen Handtücher, Servietten, Besteck, Trinkgefäße, Lippenstifte, Zahnbürsten etc. nicht mit anderen teilen und diese auch immer gründlich und öfter als sonst reinigen.
- Wenn das Virus aktiv ist, müssen die Hände vor dem Einsetzen und Entfernen der Kontaktlinsen gründlich gewaschen werden. Empfehlenswert für diese Zeit ist das Tragen von Brillen.
- Um eine Infektion mit Herpes genitalis zu vermeiden, ist beim Geschlechtsverkehr unbedingt ein Kondom zu verwenden. Beachten Sie, dass bei mangelnder Vorsorge der Lippenherpes auf die Genitalien übertragen werden kann.